Ihr fragt euch, wie das ist, wenn man eine Trauerrede im Beisein von Prominenz hält? Eine Frage, die ich euch als Abschiedsrednerin gerne beantworte.

Ende Februar 2024. Im Alter von nicht einmal 60 ist ein Mensch verstorben, dessen Leidenschaft die Polizei war. Auf der Straße hat er seinen Dienst versehen, dann ging es die Karriereleiter nach oben bis hin zum Polizeidirektor und stellvertretenden Polizeipräsidenten. Ich treffe mich mit seiner Frau und seinen Kindern und erfahre viel über den Verstorbenen, nicht nur über ihn in seiner beruflichen Laufbahn und als engagierten Lokalpolitiker, sondern insbesondere über ihn als Mensch.

Dass es eine Beisetzung werden wird mit vielen Gästen, das wird mir in unserem Gespräch bereits klar. Aber das ist es nicht, was mich kribbelig macht, es ist eher der Hinweis der Angehörigen, man hätte ihnen gesagt, ich sei eine der besten Rednerinnen. Man freut sich natürlich, wenn einem solch lobende Worte gesagt werden, trotzdem ist es mir unangenehm.

Ich fahre also nach Hause und spüre diesen Druck. Wenn dir nachgesagt wird, du bist die beste, dann muss die Trauerrede auch eine Punktlandung werden. Also beschäftige ich mit der Rede, gehe all das mir Erzählte nochmal durch, erinnere mich daran, was der Familie besonders wichtig war und überlege, was den Verstorbenen ausgemacht hat. Dieser nämlich hätte Lobhudelei nicht gewollt. Das gefällt mir.

Die Rede ist soweit fertig, ich werde sie noch einmal überarbeiten hinsichtlich der Wortwahl, insgesamt ist der rote Faden da. Und ich bin mir sicher, dass ich den Verstorbenen so skizziert habe, wie er auch war. Dann ein Anruf: Hier ist der Polizeiseelsorger Oberhausen, sind sie Frau Frentzen? Schreck lass nach, es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viele bange Gedanken einem in nur wenigen Sekunden durch den Kopf schießen können. Ein Unfall in der Familie? Vielleicht hat es aber auch etwas mit mir als ehrenamtliche Sternenkinderfotografin zu tun? Dann die Auflösung: Mein Anrufer möchte die Trauerfeier mit einer Rede ergänzen. Wunderbar. Alles prima.

Wir stimmen uns ab und ich freue mich, dass ich die beruflichen Stationen des Verstorbenen in den besten Händen weiß und mir damit mehr Zeit bleibt, über ihn als Ehemann und Papa und auch Freund sprechen zu können.

Dann ein weiterer Anruf. Diesmal ist es eine Polizeipräsidentin, die mich darüber informieren möchte, dass der NRW-Innenminister Herbert Reul an der Trauerfeier teilnehmen wird. Das freut mich natürlich und ich gestehe, dass mich die angekündigte Anwesenheit ein wenig kribbelig macht. Ich drucke die Endfassung meiner Rede aus, kontrolliere noch einmal alle Eckdaten und damit endet das Kribbeln. Es ist ja schön, dass der Herr Reul kondolieren möchte, für mich ist das aber ab sofort ohne Belang. Tut mir Leid, Herr Minister, aber es geht einzig und alleine um den Verstorbenen und seine Familie.

Ich bin erstaunlich ruhig, als ich zur Trauerfeier fahre. Immerhin habe ich 45 Minuten, in denen ich mir noch einen Kopf machen kann. Muss ich aber nicht. Ich bin gut vorbereitet, habe im Vorfeld alles gegeben – mehr geht nicht. Jetzt kann man die Geschicke nur noch laufen lassen. Meine einzige Sorge ist: Gelingt es mir, die Familie mit meinen Worten so mitzunehmen, dass es trotzdem noch ein Lächeln geben kann? Das nämlich war der Wunsch des Verstorbenen. Seid nicht traurig. Einfacher gesagt als getan. Und: Ist die Technik laut genug für den Außenbereich?

Alles läuft. Ich weiß, dass sich das beauftragte Bestattungsunternehmen nicht nur kümmert, sondern wirklich alles gibt. Und das macht die Arbeit so viel leichter. Wir stimmen uns ab. Dann darf meinetwegen auch der NRW-Ministerpräsident dazustoßen, was er auch tut. Und dann sitzt dieser da in Begleitung der Security-Mitarbeiter, aber es tut nichts zur Sache. Mein Augenmerk gilt der Familie. Nicht anderes zählt. Und damit ist die eingangs gestellte Frage doch beantwortet.

Und natürlich freue ich mich über ein Dankeschön des Polizeiseelsorgers, des Landrates oder auch des Bürgermeisters. Aber auch dies ist nebensächlich. Wichtig ist einzig und allein, dass die Familie den Ehemann und Vater so verabschieden konnte, wie es deren Wunsch war. Ich bin mir sicher, es ist mir gelungen.